Veterinär-Akupunktur – Information für Tierbesitzer –
Die Akupunktur (Acus = Nadel, punctura = Einstich) ist eine von zahlreichen
Methoden, die zur Behandlung Ihres Tieres eingesetzt werden kann. Sie basiert
darauf, dass spezifische Körperpunkte stimuliert werden. Durch die Stimulation
verändern sich verschiedene biochemische und physiologische Zustände, das
Gleichgewicht im Körper wird wieder hergestellt und die Ursache von Störungen
behoben.
Die Akupunktur ist eine Methode, die die Selbstheilungskräfte des Körpers
aktiviert. Sie wird seit fast 4000 Jahren erfolgreich bei Tieren und Menschen
angewandt. Auch heute noch ist sie bei vielen gesundheitlichen Problemen die
Behandlung der Wahl für ein Viertel der Weltbevölkerung. Mittlerweile wird sie
von einer zunehmenden Zahl von Therapeuten für verschiedene Störungen
eingesetzt. Sie ist kein Allheilmittel, dennoch kann sie, wenn sie sinnvoll
eingesetzt wird, gute Behandlungserfolge erzielen.
Bei welchen Erkrankungen kann Akupunktur eingesetzt
werden?
Die Akupunktur schließt eine Lücke zwischen der medikamentösen und der
chirurgischen Behandlung. Im Westen wird sie vorwiegend angewandt, wenn
Medikamente nicht wirken oder zu starke Nebenwirkungen haben und wenn eine
Operation für das Tier nicht infrage kommt.
In China wird sie häufig als primäre Behandlungsform noch vor der
konventionellen und chirurgischen Therapie eingesetzt.
Bei Kleintieren (Hunden) wird Akupunktur vor allem
angewandt bei:
- Störungen des Bewegungsapparats,
z.B. Hüftgelenksdysplasie, Arthritis, Bandscheibenprobleme,
Verletzungsfolgen - Hauterkrankungen,
z.B. Leckgranulom oder sensorische Neurodermitis - Störungen des Nervensystems,
z.B. Nervenverletzungen, bestimmte Arten von Lähmungen - Atemwegserkrankungen, z.B. Asthma
- Funktionelle und vegetative Störungen wie Stoffwechselstörungen, Scheinträchtigkeit, Deckunlust, Gastritis, Appetitlosigkeit etc.
Auch viele andere Erkrankungen reagieren gut auf Akupunktur.
Bei Pferden wird Akupunktur am häufigsten bei
folgenden Störungen angewandt:
- Störungen des Bewegungsapparats,
z.B. Rückenprobleme, Podotrochlose (chronische Form der
Hufrollenerkrankung), Laminitis (Hufrehe), Tendinitis (Sehnenentzündung),
zahlreiche andere Lahmheitserscheinungen - Störungen des Nervensystems,
z.B. Nervenverletzungen - Schmerztherapie bei und nach Operationen
- Atemwegserkrankungen
Wie funktioniert Akupunktur?
Man weiß inzwischen, dass Akupunktur alle wichtigen physiologischen Systeme beeinflusst.
Primär wirkt sie über das Zentralnervensystem, das auf Bewegungsapparat,
Hormonsystem und Herz-Kreislauf-System wirkt. Akupunktur kann mehr als nur
Schmerzlinderung bewirken. Die Wirkung hängt dabei von der behandelten Störung
und der Wahl der behandelten Punkte ab.
Die wichtigsten Wirkungen der Akupunktur sind:
- sie verbessert die Durchblutung,
- sie bewirkt die Freisetzung zahlreicher Neurotransmitter und Neurohormone; unter anderem fördert sie die Ausschüttung von Endorphinen (natürliche schmerzlindernde Hormone des Körpers),
- sie lindert Muskelkrämpfe,
- sie stimuliert die Nerven und das Immunsystem des Körpers
Daneben hat sie noch zahlreiche weitere positive Wirkungen. Nach der chinesischen
Philosophie entsteht Krankheit durch ein energetisches Ungleichgewicht im
Körper. Akupunkturtherapie soll die Energie ausgleichen, den Energiefluss
korrigieren und dadurch zur Heilung beitragen.
Ist Akupunktur schmerzhaft? – Wie reagiert das Tier
darauf?
Akupunktur wird mit sterilisierten dünnen speziellen Akupunkturnadeln durchgeführt.
Gelegentlich tritt ein kurzer Schmerzmoment auf, wenn die Nadel in bestimmten
empfindlichen Bereichen die Haut durchsticht. Sobald die Nadel am Platz ist,
entspannen sich die meisten Tiere und schlafen sogar häufig während der
Behandlung ein.
Wie sicher ist Akupunktur?
Akupunktur ist eine der sichersten Therapieformen, wenn sie von einem kompetenten
Akupunkteur durchgeführt wird. Nebenwirkungen treten nur in Ausnahmefällen auf.
Gelegentlich verschlechtert sich der Zustand eines Tieres vorübergehend, bevor
eine Besserung eintritt. Da Akupunktur auf die Selbstheilungskräfte des Körpers
wirkt und keine chemischen Substanzen eingesetzt werden, kommt es nur sehr
selten, wenn überhaupt, zu Komplikationen.
Wie oft und wie lange wird behandelt?
Die Behandlung kann zwischen 10 Sekunden und 30 Minuten dauern, je nach behandelter Störung und verwendeter Methode. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Akupunkturpunkte zu stimulieren, u. a. durch Nadeln, Elektroakupunktur,
Aquapunktur, (Injektion einer Flüssigkeit in den Punkt), Moxibustion (Erwärmen
des Punktes), oder Laserakupunktur. Die Patienten werden in der Regel 4 – 6
Wochen lang 1 – 3 mal pro Woche behandelt. Eine positive Reaktion ist oft im
Laufe der ersten 4 – 6 Behandlungen zu beobachten, manchmal auch schon
früher, je nach behandelter Erkrankung.
Quelle: Schoen: Akupunktur in der Tiermedizin © 2003 URBAN & FISCHER Verlag München (deutsche Original-Buchausgabe), mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung durch den Verlag